Stromabschaltung – Was man wissen sollte!

Stromabschaltung verhindern: Ihre Rechte und Möglichkeiten im Überblick

Die Stromversorgung gehört zu den Grundbedürfnissen des modernen Lebens. Doch unter welchen Umständen darf der Stromversorger die Stromzufuhr nicht unterbrechen? Dieser Ratgeber klärt auf und gibt hilfreiche Tipps.

Rechtliche Grundlagen für die Stromsperre

Die Bedingungen, unter denen ein Anbieter den Strom abstellen darf, sind in §19 der Grundversorgungsverordnung (StromGVV) festgelegt. Dieser Paragraph befasst sich mit der „Unterbrechung der Versorgung“.

Unterbrechung der Versorgung bei Manipulation

Wenn ein Verbraucher die Messeinrichtungen umgeht oder manipuliert, darf der Grundversorger den Strom ohne vorherige Androhung abstellen. In solchen Fällen kann der Strom sofort abgeschaltet werden.

Unterbrechung der Versorgung bei Zahlungsverzug

Bei Nichtzahlung gelten spezifische Regelungen:

  • Ankündigungspflicht: Eine Stromsperre darf das Energieunternehmen nur durchsetzen, wenn es die Unterbrechung der Versorgung mindestens vier Wochen vorher angekündigt hat. Diese Ankündigung kann zusammen mit der Mahnung erfolgen.
  • Zusätzliche Information: Drei Tage vor der geplanten Sperre muss der Energielieferant den betroffenen Verbraucher noch einmal schriftlich über die bevorstehende Abschaltung informieren.

Wann darf der Strom nicht abgestellt werden?

Keine Stromsperre bei geringen Außenständen

Der Strom darf nicht abgestellt werden, wenn nur ein geringer Betrag offen ist – etwa 10 oder 20 Euro. Erst bei einem Zahlungsrückstand von mindestens 100 Euro kann der Stromanbieter die Energieversorgung beenden. Bei der Berechnung der Schulden muss der Versorger bereits geleistete Anzahlungen, fristgerecht und schlüssig begründete Beanstandungen von Forderungen (z.B. bei Preiserhöhungen) sowie noch nicht fällige Verbindlichkeiten berücksichtigen.

Keine Stromsperre bei Aussicht auf Zahlung

Kann der Kunde glaubhaft darlegen, dass er seine Zahlungsverpflichtung noch nachkommen wird, darf der Energielieferant den Strom ebenfalls nicht abstellen. Obwohl die Verordnung keine genauen Erläuterungen dazu enthält, zeigen sich die Versorger meist kulant, da es auch in ihrem Interesse liegt, die Zahlung zu erhalten.

Härtefallregelungen

Es gibt bestimmte Umstände, unter denen der Strom nicht abgestellt werden darf, selbst bei Zahlungsverzug:

  • Gesundheitsgefährdung: Wenn eine Abschaltung die Gesundheit gefährden würde, z.B. bei lebensnotwendigen medizinischen Geräten, darf der Strom nicht abgestellt werden. Ein ärztliches Attest ist hierbei hilfreich.
  • Besondere Härtefälle: Familien mit kleinen Kindern, Schwangere oder pflegebedürftige Personen können unter besonderen Schutz fallen. Auch hier sollte man die Situation dem Versorger klar darlegen und entsprechende Nachweise erbringen.

Was tun bei einer Abschaltungsandrohung?

Wenn Sie eine Abschaltungsandrohung erhalten, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

  • Kontakt aufnehmen: Setzen Sie sich sofort mit Ihrem Stromversorger in Verbindung und versuchen Sie, eine Ratenzahlung oder eine andere Lösung zu vereinbaren.
  • Beratungsstellen aufsuchen: Es gibt zahlreiche Beratungsstellen, die in solchen Fällen helfen können, z.B. Verbraucherzentralen oder Schuldnerberatungen.
  • Härtefallantrag stellen: Wenn Sie zu einer der oben genannten gefährdeten Gruppen gehören, stellen Sie einen Härtefallantrag und legen Sie die entsprechenden Nachweise bei.

Vorsorgemaßnahmen

Um eine Stromabschaltung von vornherein zu vermeiden, können Sie folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Frühzeitige Kommunikation: Bei absehbaren Zahlungsschwierigkeiten frühzeitig den Kontakt zum Stromversorger suchen.
  • Ratenzahlungen vereinbaren: Oftmals sind Stromversorger bereit, bei rechtzeitiger Kontaktaufnahme Ratenzahlungen oder andere Zahlungsmodalitäten zu vereinbaren.
  • Budgetplanung: Eine sorgfältige Budgetplanung und das frühzeitige Erkennen von finanziellen Engpässen können helfen, Zahlungsprobleme zu vermeiden.

 

Fazit

Stromabschaltungen sind nicht nur unangenehm, sondern können auch ernsthafte Konsequenzen haben. Es ist wichtig, die gesetzlichen Regelungen zu kennen und im Falle von Zahlungsschwierigkeiten proaktiv zu handeln. Bei gesundheitlichen Risiken oder besonderen Härtefällen bietet der Gesetzgeber zusätzlichen Schutz. Nutzen Sie diese Möglichkeiten und suchen Sie bei Bedarf rechtzeitig Hilfe.